Das Berichten statistischer Ergebnisse ist ein wesentlicher Bestandteil einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit, insbesondere in quantitativen Studien. Es ist nicht nur wichtig, die richtigen Daten zu präsentieren, sondern diese auch klar und verständlich darzustellen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du den Ergebnisteil deiner Abschlussarbeit strukturiert und effektiv gestalten kannst.
Der Ergebnisteil spielt in deiner Abschlussarbeit eine zentrale Rolle, da hier die Antworten auf die in der Arbeit aufgeworfenen Forschungsfragen präsentiert werden. Dieser Teil der Arbeit erfordert Präzision und Klarheit, um sicherzustellen, dass die Leser die gewonnenen Erkenntnisse vollständig und korrekt interpretieren können. Doch wie geht man am besten vor, um statistische Ergebnisse in einer Abschlussarbeit richtig zu berichten?
Zu Beginn des Ergebnisteils ist es üblich, mit einer Stichprobenbeschreibung zu starten. Diese Beschreibung dient dazu, den Leserinnen ein klares Bild der untersuchten Gruppe(n) oder Datenmenge zu vermitteln. Dabei geht es bei Personen oft um grundlegende demografische Merkmale wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status. Je nach Thema können auch Vorerkrankungen oder andere spezifische Merkmale, bei deiner Stichprobenbeschreibung relevant sein. Wenn du nicht mit Personen sondern mit anderen Untersuchungsobjekten arbeitest, sind die Merkmale für die Stichprobenbeschreibung natürlich andere. Wenn du Städte untersuchst, wirst du vielleicht Bundesland, Einwohneranzahl oder Anteil Grünflächen berichten. Die Stichprobenbeschreibung ist entscheidend, um die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf eine größere Population zu bewerten.
Ein Beispiel:
Wenn deine Studie beispielsweise hauptsächlich Frauen untersucht hat, während die gesamte Population, die du repräsentieren möchtest, sowohl Männer als auch Frauen umfasst, ist es wichtig, dies klar zu kommunizieren. So wird der Leser darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf die gesamte Bevölkerung verallgemeinerbar sind.
Der Ergebnisteil sollte logisch und klar strukturiert sein. Es gibt keine strikten Regeln, aber eine gängige Praxis ist, die Ergebnisse in der Reihenfolge der Hypothesen oder Forschungsfragen zu präsentieren. Dies hilft, den Leser durch den Gedankenprozess der Forscherin zu führen und die Ergebnisse in einem nachvollziehbaren Zusammenhang zu präsentieren. Wenn deine Studie beispielsweise mehrere Hypothesen testet, macht es Sinn, diese der Reihe nach zu berichten, um Verwirrung zu vermeiden.
Ebenso ist es sinnvoll, zwischen Vor-, Haupt- und Nebenanalysen zu unterscheiden und diese entsprechend zu gliedern. Dies könnte beispielsweise bedeuten, dass du zunächst die Ergebnisse der Hauptstudie präsentierst und anschließend in einem separaten Abschnitt die Folgeanalysen. Möglicherweise hast du Voranalysen gerechnet, bevor du deine Hypothesen untersucht hast. So etwas könnte eine Korrelationsanalyse für alle untersuchten Variablen sein. Dann wirst du diese Ergebnisse vor dem Berichten der Hauptanalysen platzieren.
Der Ergebnisteil umfasst in der Regel drei Hauptelemente: Text, Tabellen und Abbildungen. Jede dieser Komponenten hat ihre eigene Funktion und sollte strategisch eingesetzt werden.
Der Text sollte verwendet werden, um die wichtigsten Ergebnisse zu beschreiben und ihre Bedeutung zu erläutern. Er dient dazu, den Lesern eine narrative Struktur zu bieten und die Ergebnisse in den Kontext der Forschungsfragen zu stellen. Achte darauf, dass du dich auf die wichtigsten Zahlen und statistischen Kennzahlen konzentrierst und nicht in eine reine Aufzählung von Werten verfällst. Der Text sollte klar, präzise und ohne unnötige Wiederholungen sein.
Tabellen sind ideal, um eine große Menge an Daten kompakt und übersichtlich darzustellen. Sie sollten verwendet werden, wenn der Text durch zu viele Zahlen unübersichtlich würde. Wichtig ist, dass Tabellen sinnvoll gestaltet sind, das heißt, sie sollten keine redundanten Informationen enthalten und klar strukturiert sein. Jede Tabelle muss im Text erwähnt und erläutert werden, sodass der Leser versteht, welche Information er aus der Tabelle entnehmen kann. Vermeide es, alle in der Tabelle enthaltenen Zahlen im Text zu wiederholen, sondern hebe nur die relevantesten hervor und verweise auf die Tabelle für weitere Details.
Abbildungen bieten eine visuelle Darstellung von Daten und können besonders nützlich sein, um Trends oder Muster zu verdeutlichen, die in einer Tabelle oder im Text schwer verständlich wären. Beispielsweise eignen sich Abbildungen hervorragend, um zeitliche Verläufe oder Gruppenvergleiche darzustellen. Auch hier gilt: Die Abbildungen sollten klar beschriftet sein und müssen im Text eingebettet und erläutert werden. Vermeide dekorative Abbildungen, die keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn bieten.
In den APA-Styles (Publication Manual of the American Psychological Association, Seventh Edition (2020)) findest du ausführlichere Regeln zur Gestaltung von Tabellen und Abbildungen mit vielen praktischen Beispielen.
Ein häufiges Problem beim Berichten von Ergebnissen ist die Redundanz. Es ist wichtig, dass du dieselben Informationen nicht unnötig wiederholst. Wenn du eine Tabelle oder Abbildung erstellst, solltest du vermeiden, die darin enthaltenen Informationen komplett im Text zu wiederholen. Stattdessen kannst du im Text auf die Tabelle oder Abbildung verweisen und nur die wichtigsten Punkte hervorheben.
Immer wenn du deine Ergebnisse präsentierst, denke daran, dass die Lesenden im Mittelpunkt stehen. Überlege dir, wie du deine Informationen so präsentieren kannst, dass sie für jemanden, der nicht tief in deinem Thema steckt, leicht verständlich sind. Verwende einfache und klare Sprache und vermeide Fachjargon, wo immer es möglich ist. Wenn du komplizierte oder ungewohnte statistische Methoden verwendest, erkläre diese kurz im Methodenteil.
Entscheide sorgfältig, wann du Text, Tabellen oder Abbildungen verwendest. Ein gut strukturierter Text kann dem Leser helfen, den Überblick zu behalten, während Tabellen und Abbildungen die Informationen visuell greifbar machen. Jede Darstellungsform hat ihre eigenen Vorteile, und die richtige Kombination kann deine Ergebnisse wesentlich klarer und überzeugender darstellen.
Im Ergebnisteil findet noch keine Interpretation statt. Hier werden die Ergebnisse nur nüchtern berichtet. Du schreibst, was das Ergebnis rein statistisch für deine Forschungsfrage bedeutet. Also beispielsweise, ob die einzelne Hypothese abgelehnt wurde oder nicht. Aber du bewertest die Ergebnisse noch nicht, du setzt das Ganze noch nicht in den kompletten Kontext deiner Arbeit und spannst noch nicht den Bogen zu bestehenden Theorien oder zum Forschungsstand. Das kommt erst später in der Diskussion.
Der Ergebnisteil wird nüchtern und sachlich geschrieben. Versuche nicht, durch zu viel Abwechslung von Begriffen oder Satzbau die Monotonie zu unterbrechen. Zu viel Abwechslung kann den Text am Ende auch schwer verständlich machen. In der Einleitung und in der Diskussion darfst du da gern sprachlich mehr variieren. Der Ergebnisteil aber darf staubtrocken klingen. Das wird er automatisch, wenn du sehr sachlich und standardisiert schreibst, so wie es für den Ergebnisteil nun mal notwendig ist.
Grundsätzlich werden alle deine Ergebnisse im Ergebnisteil berichtet und es sollte dort alles, was du gerechnet hast, nachvollziehbar sein. Es gibt aber Dinge, die du aus Platzgründen und weil sie nicht sehr wichtig sind, gern in den Anhang packen kannst. Das sind beispielsweise Ergebnisse von Voraussetzungsprüfungen wie Q-Q-Diagramme zur Normalverteilungsprüfung. Diese brauchen viel Platz und sind grundsätzlich wichtig, aber für die Ergebnisse selbst nicht relevant. Deshalb finden die gut einen Platz im Anhang und im Ergebnisteil verweist du auf sie. Gleiches gilt für große Tabellen wie beispielsweise die Faktorladungsmatrix einer Faktorenanalyse.
Berichte neben den deskriptiven Kennwerten wie beispielsweise Häufigkeiten, Mittelwerte, Standardabweichungen auch die Ergebnisse der statistischen Tests als Zahlen. Beachte, dass du von den Signifikanztests nicht nur den p-Wert nennst, sondern auch die Teststatistik und - falls vorhanden - die Freiheitsgrade. So werden deine Methoden und Ergebnisse transparenter und besser nachvollziehbar. Bedenke außerdem, dass deine Leserinnen und Leser eventuell an weiteren Ergebnissen interessiert sein könnten, die für dich selbst gar nicht so relevant sind. Wenn du ihnen etwas mehr Infos lieferst, können sie mehr mit deiner Arbeit anfangen. Beispielsweise kann das Berichten von Effektstärkemaßen einer Leserin dabei helfen, deine Ergebnisse als Grundlage für die Fallzahlberechnung in der Planung ihrer eigenen Studie zu nutzen.
Das Berichten statistischer Ergebnisse in deiner Abschlussarbeit erfordert Sorgfalt und eine durchdachte Struktur. Indem du eine klare und logische Reihenfolge einhältst, auf Redundanzen achtest und die richtige Darstellungsform wählst, kannst du deine Ergebnisse richtig und verständlich präsentieren. Denke immer daran, dass die Leserinnen und Leser deine Arbeit nachvollziehen können müssen, auch wenn sie nicht tief in deinem Fachgebiet stecken und die von dir verwendeten Methoden nicht gut kennen. Wenn du diese Prinzipien befolgst, wirst du einen schlüssigen und überzeugenden Ergebnisteil verfassen, der den wissenschaftlichen Anforderungen entspricht und als zentrales Outcome deiner Arbeit die Bedeutung deiner Forschung hervorhebt.
Statistik und Beratung - Daniela Keller
Daniela Keller berät als Statistikexpertin Studierende, Promovierende und Forschungsgruppen zu allen Statistikthemen – von der Planung der Studie über die Auswertung mit geeigneter Software bis zur Darstellung und Präsentation der Ergebnisse. Zudem hat sie die Statistik-Akademie gegründet, einen Online-Mitgliederbereich für alle, die Statistik verstehen und selber anwenden wollen. Weitere Tipps zur Statistik und Antworten auf eure Statistikfragen findet ihr außerdem in ihrem Blog und auf ihrem YouTube-Kanal.
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